Zwischen Hafen, Kiez und Kultur – Hamburg hautnah erlebt
Hamburg in vier Tagen. Drei Generationen, sechs Personen: zwei Senioren, zwei junge Erwachsene und zwei Jugendliche. Was nach einem Kompromiss klang, wurde zu einer gemeinsamen Entdeckungsreise durch eine Stadt voller Kontraste.
Nach dem Check-In im zentral gelegenen Hotel Egon in St. Pauli führte der erste Weg zu den Landungsbrücken. Die Luft roch nach Salz und Diesel, gewaltige Schiffe zogen vorbei. Dann ging es in den Alten Elbtunnel – ein Spaziergang unter der Elbe, hinunter mit einem historischen Aufzug. Unten durchquerten wir die Elbe zu Fuß.
Am Abend stand der legendäre Kiez auf dem Programm: Ein geführter Rundgang durch das Viertel, das früher „Hamburger Berg“ hieß. Zwischen Geschichte, Glanz und Schatten erfuhren wir Spannendes über den Stadtteil, der einst Zufluchtsort für Pestkranke war. Heute erinnert nichts mehr daran – außer vielleicht die ruppige Ehrlichkeit seiner Bewohner.
234 Stolpersteine prägen die Straßen, ein Drittel erinnert an verfolgte Homosexuelle und Transsexuelle. Wir kamen vorbei an legendäre Kneipen wie den „Goldenen Handschuh“ und den „Elbschloss Keller“, der nie schließt. Und natürlich durfte ein Blick in die Herbertstraße nicht fehlen – die berüchtigste Straße Hamburgs mit ihrer ganz eigenen, düsteren Geschichte. . Ein Schild warnt: Kein Zutritt für Frauen und Jugendliche.
Unser Guide vom St. Pauli Office erzählte auch über Zuhälter-Banden. Die „Nutella Bande“. Die „GmbH“. Die „Chicago Bande“. Harte Konflikte wurden früher in der „Ritze“ ausgetragen, der berühmte Boxkeller ist einen Besuch wert.
Die Davidswache ist Europas kleinstes Revier. 130 Polizisten arbeiten auf nur 0,92 km2. Die Geldautomat der Sparkasse gibt hier jährlich 10 mal die Summe einer normalen Filiale aus. Unser Rundgang endete mit einem Besuch des „Silbersacks“, eine echte Kiez-Ikone. Erna Thomas eröffnete sie und führte sie bis 2012 (mit 92 Jahren). Heute sichert eine Genossenschaft den Erhalt.
Der Samstag gehörte den Jüngeren – im Tierpark Hagenbeck. Zwischen Tropen-Aquarium und Polar-World erlebten wir exotische Tiere hautnah. Wir liefen durch Höhlen, sahen Fledermäuse. Krokodile lagen am Ufer. Haie und Rochen schwammen über unsere Köpfe hinweg. Eine faszinierende Welt.
Am Abend wartete der Höhepunkt: das Musical „König der Löwen“. Schon die Überfahrt mit der Fähre – spektakulär der Blick auf die beleuchtete Skyline vom anderen Ufer.
Die Show selbst war ein tolles Erlebnis, die Kostüme sind fantastisch. Die Darsteller sangen selbst. Die Performance war unglaublich ausdrucksstark. Die Show begeisterte alle Generationen gleichermaßen: mit Farben, Bewegung und purer Energie.
Der Sonntag war dicht gepackt und begann früh: Der Hamburger Fischmarkt ist nichts für Langschläfer. Zwischen Marktschreiern, Musik und urigem Charme wurde klar – hier schlägt das Herz der Stadt. In der alten Auktionshalle läßt man den Besuch ausklingen.
Danach der Kontrast. Der massive, begrünte WWII Bunker an Feldstraße und Heiligengeistfeld. Ein Mahnmal wie auch Symbol für Wandel. Umgebaut zum pulsierenden Hub mit aussichtsreicher Dachterrasse.
Dann als architektonischer Kontrast ein Besuch der Elbphilharmonie. Von der Plaza aus lag Hamburg uns zu Füßen – Hafen, Speicherstadt, Alster. Ein Blick, den man nicht vergisst. Zum Abschluss geht es in die Speicherstadt, der Bummel durch das UNESCO-Welterbe lohnt allemal. Die alten Lagerhäuser und Fleete beeindrucken. Das Miniatur-Wunderland ist immer einen Abstecher wert und oft bis spät in die Nacht geöffnet.
Der letzte Tag war ruhiger. Wir spazierten an Innen- und Außenalster, machten Fotos vor dem prächtigen Rathaus und einen letzten Stadtbummel.
Hamburg ist keine Stadt für Zuschauer. Sie vereint Gegensätze: Kiez und Kultur, Geschichte und Moderne, rau und herzlich zugleich. Ein Reiseziel, das drei Generationen in Bewegung brachte – mit der HamburgCard als praktischem Begleiter. Thomas Stuckenbrok